21.06.2023
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Mit zunehmendem Alter, insbesondere bei Hochbetagten, nehmen Muskelkraft und Gleichgewichtsfähigkeit ab. Als Folge davon häufen sich Stürze. Jede dritte Person über 65 stürzt einmal pro Jahr1. Dabei finden fast die Hälfte der Unfälle zuhause statt. Ein ungenügendes Gleichgewicht bedeutet eine bis zu dreifach erhöhte Sturzwahrscheinlichkeit. Sturzverletzungen sind enorm belastend für Betroffene, aber auch für das Umfeld. Verlust von
Autonomie und Lebensqualität kann die Folge sein. Ebenso führt die Angst, wieder zu stürzen, zu sozialem Rückzug.
Sturzunfälle sind auch volkswirtschaftlich von grosser Bedeutung: Die Gesundheitskosten von Stürzen bei Senioren belaufen sich in der Schweiz jährlich auf ca. 1,8 Milliarden Franken1 (Erhebung 2017). Diese Tatsachen veranlasste verschiedene Akteure auf Bundes- und kantonaler Ebene, Präventionskampagnen zu starten. Ein Beispiel ist die Kampagne zur Sturzprophylaxe «sicher stehen – sicher gehen".2
Sturzprävention erfolgt auf verschiedenen Ebenen
Eine Präventionsstudie der Rheumaliga in Zusammenarbeit mit weiteren Verbänden verfolgte eine vielfältige Strategie: So führten Physiotherapeut*innen Tests zu Stürzen und Sturzangst durch und gaben Kraft- und Gleichgewichtsübungen zum täglichen Üben mit. Für mehr Sicherheit im Haushalt und im Alltag wurde dies durch Wohnberatungen ergänzt, um mögliche Stolperfallen zu reduzieren. Es resultierten ein Viertel weniger Stürze und eine bemerkenswerte Reduktion von schweren Stürzen um fast 50%.
Yoga Therapie für besseres Gleichgewicht und innere Balance
Studien zeigen, dass mit Gleichgewichtsübungen nicht nur unsere körperliche Balance und Reaktionsfähigkeit, sondern auch unsere innere Balance und damit unsere psychische Gesundheit gefördert wird. Die Yoga Therapie als Methode der KomplementärTherapie (KT) geht vielschichtig vor (Abbildung 1). Um im Alter körperlich und geistig fit zu bleiben, nutzt sie neben Bewegungsabläufen auch Atem-, Achtsamkeits-, Visualisierungsübungen und Meditation. Wichtige Pfeiler dabei sind der Dialog, eine vertrauensvolle Beziehung und die Evaluation des Therapieprozesses.
Yoga Therapie als KomplementärTherapie passt sich Ihren Fähigkeiten an
KomplementärTherapie orientiert sich an vorhandenen Ressourcen, Stärken und positiven Erfahrungen. Dank dem Einzel- und Kleingruppensetting können Beschwerden jederzeit mitberücksichtigt werden. Damit eine Yogapraxis ihre volle Wirkung entfalten kann, muss sie an die Möglichkeiten, Fähigkeiten und Wünsche der übenden Person angepasst sein. Mithilfe von massgeschneiderten Bewegungsabläufen und Übungen kann die Kraft und Beweglichkeit gezielt so gefördert werden, dass der Alltag besser zu meistern ist. Geübt werden sollte möglichst täglich.
Bewegungsabläufe für mehr Kraft und besseres Gleichgewicht
Abbildung 2 zeigt einen möglichen Yogaablauf. In der linken Spalte sehen Sie die 1. Yogapraxis (Übung 1a bis 4a). Es handelt sich um sanfte Kraftübungen sowie dynamische und statische Gleichgewichtsübungen. Um die Sicherheit zu erhöhen ist es sinnvoll, sich auf einem stabilen Stuhl, Tisch oder an der Wand abzustützen. Bei Schwindel sollten Sie nicht üben. Wie in der mittleren und rechten Spalte aufgezeigt, können im weiteren Verlauf der Therapiesitzungen anspruchsvollere Versionen der Übungen einfliessen.
Mit Achtsamkeit und Atmung entspannen und der Psyche Gutes tun
Bei der Gehmeditation «Langsames Gehen» (Übung 5, Audio-Anleitung siehe unten) wird jeder Fuss achtsam abgerollt. Dies fördert nicht nur das Gleichgewicht, sondern auch die Konzentrationsfähigkeit. Wird dabei Schritt für Schritt bewusst ein- und ausgeatmet, kann sich innere Ruhe entfalten. Sehr entspannend ist das Fingerstreichen mit ruhiger Atmung (Übung 6, Audio-Anleitung siehe unten). Sie können diese aufrecht auf einem Stuhl sitzend oder auch bequem liegend durchführen. Ein kurzer Bodyscan (Übung 7) bringt auf körperlicher und mentaler Ebene Entspannung und fördert die Konzentrationsfähigkeit.
Zusammenfassung
Die komplementärtherapeutische Yoga Therapie kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten das Sturzrisiko und somit auch die Sturzangst bei
Senior*innen zu reduzieren. Mit individuellen, an die Möglichkeiten und Fähigkeiten der übenden Person angepassten, Bewegungsabläufen und Übungen wird gezielt Kraft, Beweglichkeit und Gleichgewicht gefördert. Zudem helfen Atem-, Selbstwahrnehmungs- und Achtsamkeitsübungen die mentalen Fähigkeiten zu erhalten und der Psyche Gutes zu tun. Wenden Sie sich für Ihre ganz persönliche, massgeschneiderte Yogapraxis an eine KomplementärTherapeut*in der Methode Yoga Therapie
Autorin:
Gisela Stauber, KomplementärTherapeutin Methode Yoga Therapie, Dänikon und Kriens
Yoga KomplementärTherapie Schweiz, www.ktyoga.ch
Quellen:
1 bfu Beratungsstelle für Unfallverhütung www.bfu.ch
2 Kampagne "sicher gehen - sicher stehen www.sichergehen.ch
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